Raphaela Dell

Mit einer Kombination aus Psychologie, Organisationslehre und Methoden aus der Welt der Kultur und der Philosophie, befähigt sie Menschen ihr Potential voll zu nutzen.

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Die Kunst des falschen Moments

Ich würde nicht sagen, dass ich eine Meisterin darin bin, falsche Entscheidungen zu treffen. Tatsächlich habe ich oft in meinem Leben die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber ich habe auch Momente erlebt, in denen ich – sagen wir – daneben lag. Warum? Weil nicht der klare, sachliche Blick mir geholfen hat, sondern etwas anderes: mein Bauchgefühl, eine Sehnsucht, ein altes Muster. Diese Momente waren nicht immer klug, aber sie waren ehrlich.

Das ist die Krux an Entscheidungen: Man weiß erst hinterher, ob sie sich positiv oder negativ auswirken. Doch genau das ist auch der Kern von Kairos. Es geht nicht darum, jede Entscheidung perfekt zu treffen. Es geht darum, überhaupt zu entscheiden. Denn in Bewegung bleiben ist wichtiger, als aus Angst vor Fehlern stehen zu bleiben.

Wie oft lassen wir uns von der Hoffnung auf den „perfekten“ Moment lähmen? Doch der Leitsatz lautet: Es ist nicht wichtig, was du entscheidest – es ist wichtig, dass du entscheidest.

Natürlich gibt es Entscheidungen, die sich später als Fehlgriff herausstellen. Aber aus genau diesen Momenten habe ich am meisten gelernt. Entscheidungen halten uns lebendig. Sie bringen uns voran, auch wenn wir später korrigieren müssen. Denn seien wir ehrlich: Die meisten Dinge im Leben lassen sich anpassen, umleiten, anders gestalten.

Oder, wie mein Lieblingsspruch es ausdrückt: „Inspiration exists, but it has to find you working.“ Entscheiden, ins Tun kommen, den Moment nutzen – das ist Kairos. Und wenn es nicht der richtige Moment war? Dann lernen wir eben daraus und machen weiter.

Kairos – der Schlüssel zum richtigen Moment?

Aber was ist dieser Kairos überhaupt? Der Begriff beschreibt den richtigen Moment, die Gelegenheit, die man beim Schopf packen muss. Doch der Haken ist: Was für mich der richtige Moment ist, sieht für dich vielleicht ganz anders aus. Warum? Weil wir den Moment immer durch unsere persönliche Brille sehen:

  1. Die biografische Brille
    Alles, was wir erlebt haben, beeinflusst, wie wir den Moment bewerten. Wenn ich in der Vergangenheit oft danebenlag, schaue ich schon mit einer gewissen Skepsis auf Entscheidungen. Gleichzeitig gibt es Verhaltensmuster, die ich immer wiederhole – selbst wenn sie mich in die falsche Richtung führen.

  2. Die kulturelle Brille
    Unsere Generation hat gelernt, dass man arbeiten muss, um etwas zu erreichen. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, hieß es. Aber manchmal verpassen wir dadurch den Moment, in dem wir hätten loslassen können – weil wir dachten, es sei noch nicht „hart genug“ gewesen, um verdient zu sein.

  3. Die evolutionäre Brille
    Unser Gehirn ist darauf programmiert, Risiken zu vermeiden. Wir greifen oft nach dem, was sicher erscheint. Aber was sicher aussieht, ist nicht immer richtig. Manchmal ist es ein bequemes Sofa, das uns davon abhält, etwas Neues zu wagen.

Warum wir so oft danebengreifen

Es gibt Momente, die schreien förmlich „Tu es!“ – und wir tun es. Aber warum entpuppt sich dieser Moment später als Fehler? Hier sind ein paar typische Fallen:

  • Die glänzende Illusion
    Der Moment sieht perfekt aus: Die neue Jobmöglichkeit, die wie für uns gemacht scheint. Die Investition, die sich angeblich von selbst trägt. Der günstige Flug, der plötzlich doppelt so viel kostet, weil man den Koffer extra buchen muss. Wir lassen uns von der äußeren Fassade blenden, ohne genauer hinzusehen.

  • Angst vor dem Risiko
    Es gibt Momente, die fühlen sich unsicher an. Und was machen wir? Wir nehmen den sicheren Weg. Das Problem: Der vermeintlich sichere Weg kann uns genauso auf Glatteis führen.

  • Routine schlägt Mut
    Wenn wir ehrlich sind, sind viele Entscheidungen reine Gewohnheit. Wir machen, was wir immer gemacht haben, weil es uns vertraut ist. Und wundern uns, dass das Ergebnis genauso enttäuschend ist wie beim letzten Mal.

Wie wir den Kairos für uns nutzen können

Jetzt mal ehrlich: Wir Boomers sind doch lernfähig, oder? Auch wenn wir uns manchmal wie die Generation fühlen, die immer die längste Schlange erwischt, können wir an unserem Kairos-Radar arbeiten.

  1. Langsamer machen
    Oft treffen wir Entscheidungen aus der Hüfte – und wundern uns dann, wenn sie uns auf den Hintern fallen. Kairos bedeutet, den Moment bewusst wahrzunehmen: Was reizt mich daran? Und warum?

  2. Muster erkennen
    Welche Entscheidungen habe ich in der Vergangenheit getroffen? Was hat funktioniert – und was nicht? Kairos heißt auch, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

  3. Mut zur Unsicherheit
    Der perfekte Moment fühlt sich nicht immer perfekt an. Manchmal ist Kairos der Moment, in dem man sich traut, etwas Neues auszuprobieren – auch wenn es sich unsicher anfühlt.

  4. Locker bleiben
    Und wenn es doch mal daneben geht? Willkommen im Club. Kairos ist kein Garant für Erfolg. Aber er gibt uns die Chance, bewusster zu leben – und den Humor nicht zu verlieren.

Kairos für uns alle

Kairos ist keine Frage des Alters, sondern der Einstellung. Ob an der Supermarktkasse, im Job oder bei Lebensentscheidungen: Der richtige Moment ist oft der, bei dem man den Kopf und den Bauch miteinander ins Gespräch bringt.

Und wenn es dann doch wieder die längste Schlange ist? Nimm’s mit Humor. Schließlich gibt es an der Supermarktkasse so viel zu beobachten. Vielleicht ist ja auch das ein Kairos-Moment – nur ein anderer, als du gedacht hast.

 

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