Raphaela Dell

Mit einer Kombination aus Psychologie, Organisationslehre und Methoden aus der Welt der Kultur und der Philosophie, befähigt sie Menschen ihr Potential voll zu nutzen.

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Kunst kommt von Können. Käme es von Wollen müsste es Wunst heißen.

Kunst kommt von Können, nicht von Wollen. Käme es von Wollen, würde es Wunst heißen. Diesen Satz habe ich früh verinnerlicht. Ich komme aus einem Schauspielerhaushalt – mein Vater war ein alter Zunftmeister am Düsseldorfer Schauspielhaus. Bis zu seinem Lebensende beschäftigte ihn die Kunst zu atmen und die Kunst, eine Pause zu halten. Ein Handwerk, das er bis ins Detail beherrschte und zeitlebens verfeinerte.

Von ihm habe ich gelernt: Gute Reden, ob auf der Bühne oder im Leben, sind kein Zufallsprodukt. Sie sind Handwerk. Es geht um die Fähigkeit, den Körper als Instrument zu pflegen, den Atem lang zu halten, die Stimme präzise einzusetzen und die Pausen bewusst zu setzen. Dieses Handwerk begleitet mich bis heute – und es ist essenziell, wenn ich als Trauerrednerin Menschen durch einen der emotionalsten Momente ihres Lebens begleite.

Das Fundament: Schreiben und Set-up

Die Basis einer guten Trauerrede ist klar: Man muss schreiben können. Worte, die berühren, die Persönlichkeit des Verstorbenen erfassen und die Menschen im Raum mitnehmen. Doch das Schreiben allein reicht nicht. Die Kunst einer guten Trauerrede liegt darin, sie in den Raum hineinzutragen.

Es beginnt schon mit dem Set-up. Jede Trauerfeier hat ihre eigene Dramaturgie, und ich entscheide gemeinsam mit den Angehörigen, wie sie gestaltet wird. Soll die Rede mit einer Begrüßung starten? Oder mit einer Musik, die den Raum öffnet und den ersten Ton setzt? Musik ist dabei kein Lückenfüller, sondern ein dramaturgisches Mittel. Richtig eingesetzt, kann sie die Emotionalität verstärken, den Redefluss gliedern und den Anwesenden Pausen für ihre eigenen Gedanken geben.

Manchmal spiele ich Musik nur kurz an – eine Strophe, ein Refrain – und lasse sie dann ausblenden, um Raum für die Geschichte zu schaffen. Oder ich moderiere sie an und erkläre, was dieses Lied für den Verstorbenen bedeutet hat. So wird Musik Teil der Erzählung und schafft Verbindungen.

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Die Tonalität: Vielfalt statt Einheitsbrei

Viele Redner neigen dazu, in einen feierlich-traurigen Singsang zu verfallen, vor allem in kirchlichen Kontexten. Doch wenn alles im gleichen Ton gesagt wird, verliert eine Rede ihre Spannung. Die Kunst ist es, unterschiedliche Stimmungen zu schaffen: mal erzählend, mal feierlich, mal nachdenklich – so bleibt die Rede lebendig.

Unsere Aufgabe als Trauerredner ist es nicht, traurig zu sein. Wir sollen fühlen, ohne uns zu verlieren. Wir malen ein Bild des Verstorbenen, ähnlich wie eine Laterna Magica, die seine Facetten noch einmal erstrahlen lässt. Diese Haltung erfordert Professionalität: Mitfühlend zu sein, ohne die Steuerung aus der Hand zu geben.

Pausen: Die stille Kraft

Pausen sind eines der kraftvollsten Werkzeuge in einer Trauerrede. Aber sie müssen gezielt gesetzt werden. Eine Pause schafft Raum für Emotionen, Gedanken und Reflexion. Wenn ich eine Stille einbaue, moderiere ich sie an, damit niemand denkt, ich hätte meinen Text vergessen. Manchmal begleite ich diese Momente mit einer kleinen Meditation oder Musik, um sie zu untermalen.

Die Herausforderung: Präsenz im Raum

Nicht jede Trauerfeier ist gleich. Es gibt offene, mitfühlende Angehörige – und es gibt Situationen, in denen die Gesichter starr bleiben. Wenn die Trauer in eine Starre mündet, ist das eine Herausforderung. Für mich heißt das: Noch präsenter sein. Ich halte den inneren Dialog mit den Anwesenden aufrecht, auch wenn keine Rückmeldung kommt. Denn meine Aufgabe ist es, die Menschen durch diesen Moment zu tragen – auch wenn ich selbst manchmal ins Straucheln gerate.

Vor einiger Zeit habe ich eine Trauerfeier für eine Frau gehalten, die zeitlebens geistig eingeschränkt war. Sie liebte Geburtstage, und so beschlossen wir, ihre Trauerfeier wie einen letzten Geburtstag zu gestalten – mit Luftballons, Gummibärchen und ihrer Lieblingsmusik. Doch ihre Mitbewohner und Pfleger, die gekommen waren, waren so unendlich traurig, dass eine Welle von Emotionen durch den Raum ging. Sie erfasste auch mich. Für einen Moment war ich überwältigt. Und das war okay. Denn dieser kurze Moment der Ehrlichkeit schuf Verbindung. Aber danach galt es, die Führung wieder zu übernehmen – denn das war meine Aufgabe.

Die Kunst, bei sich zu bleiben

Eine Trauerrede ist mehr als das Rezitieren schöner Worte. Sie ist ein Zusammenspiel von Technik, Haltung und Herz. Es geht darum, präsent zu sein, mit den Menschen zu fühlen, aber auch bei sich zu bleiben. Denn nur so kann ich den Raum halten, den die Trauernden brauchen.

Ausbildung für Trauerredner: Lerne das Handwerk

Wenn dich die Kunst des Redens fasziniert und du selbst den Weg als Trauerrednerin oder Trauerredner einschlagen möchtest, lade ich dich ein, deine Fähigkeiten zu schärfen. Meine nächste Ausbildung für freie Redner startet in Kürze. Hier lernst du, wie du Reden schreibst, vorträgst und den Raum emotional gestaltest – mit Herz, Haltung und Handwerk.

Melde dich gern für weitere Informationen!

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