Raphaela Dell
Mit einer Kombination aus Psychologie, Organisationslehre und Methoden aus der Welt der Kultur und der Philosophie, befähigt sie Menschen ihr Potential voll zu nutzen.
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Die Tyrannen unserer Zeit
Es gibt Momente, in denen es sich lohnt, genau hinzusehen.
Nicht nur auf das Spektakel, das sich vor unseren Augen abspielt, sondern auf die Mechanismen, die es möglich machen. Trump und Musk – zwei Männer, die kaum unterschiedlicher sein könnten und doch unübersehbare Parallelen in ihrer Art zu herrschen, zu kommunizieren und sich zu inszenieren aufweisen. Es ist eine Machtkonstellation, die sowohl Shakespeare als auch die moderne Psychologie in ihren Grundzügen bereits skizziert haben. Doch was bedeutet es, wenn Figuren wie Trump und Musk nicht nur Teil der Gesellschaft, sondern treibende Kräfte eines politischen und wirtschaftlichen Systems sind, das sie selbst mitgestalten und manipulieren?
Tyrannen entstehen nicht im Vakuum
Wenn wir uns Shakespeare’s tyrannische Herrscher ansehen – Richard III., Macbeth oder Coriolanus – wird eines klar:
Tyrannei ist keine isolierte Fehlentwicklung einzelner Individuen, sondern das Ergebnis einer bestimmten gesellschaftlichen Konstellation.
Tyrannen werden nicht einfach geboren; sie entstehen in Krisen, in Zeiten der Unsicherheit, in Momenten, in denen die bestehenden Ordnungssysteme schwanken.
Trump als moderner Richard III.: Ein Mann, der sich durch Manipulation, Spaltung und den gezielten Einsatz von Angst an die Spitze kämpft. Richard III. täuscht, verspricht, bricht und zerstört – alles im Namen des persönlichen Machterhalts. Trump funktioniert ähnlich. Er baut seine Macht auf Desorientierung auf. Seine größte Waffe ist nicht seine politische Agenda, sondern seine Fähigkeit, das Chaos zu kontrollieren und es für sich zu nutzen.
Musk als Prospero aus „Der Sturm“: Ein Mann, der durch Wissen, Technologie und Kontrolle über Kommunikationswege eine unüberwindbare Machtstruktur errichtet. Musk besitzt das, was Prospero in Shakespeare’s Welt besaß – eine Insel, auf der er nach Belieben herrschen kann. Für Prospero ist es Magie, für Musk ist es Technologie, künstliche Intelligenz, Satellitenkommunikation und Social Media. Doch beide haben eines gemeinsam:
Sie isolieren sich in ihrer eigenen Realität, glauben an ihre eigene Unfehlbarkeit und schaffen eine Welt, die von ihrer Kontrolle abhängt.
Narzissten und Psychopathen in der Macht
Die moderne Psychologie zeigt uns, dass die Eigenschaften von Narzissten und Psychopathen in politischen und wirtschaftlichen Führungspersönlichkeiten nicht selten sind. Trump verkörpert den klassischen „bösartigen Narzissten“: Großspurigkeit, Empathiemangel, Machthunger, gekoppelt mit einer tiefen Unsicherheit und einem unaufhörlichen Bedürfnis nach Bewunderung. Dies erklärt seine Weigerung, Wahlniederlagen anzuerkennen, sein Bedürfnis, seine Macht mit absoluten Maßnahmen zu zementieren, und seinen unbändigen Drang, sich als Opfer einer vermeintlichen Verschwörung zu inszenieren.
Musk hingegen wird oft als das exzentrische Genie wahrgenommen – doch seine Handlungen zeigen eine andere Seite:
Die rücksichtslose Effizienz eines Mannes, der bereit ist, alles zu zerstören, was sich seiner Vision in den Weg stellt.
Die massenhaften Twitter/X-Entlassungen, die Manipulation des Kryptowährungsmarktes durch Tweets, die öffentliche Demütigung von Mitarbeitern – all dies folgt nicht nur dem Muster eines brillanten Unternehmers, sondern auch dem eines Mannes, der Kontrolle über Menschen ebenso genießt wie über Algorithmen.
Der unausweichliche Bruch – Warum diese Allianz nicht halten kann
Aktuell präsentieren sich Trump und Musk als gegenseitige Bewunderer, als Männer, die gegen das Establishment kämpfen. Doch wer sich mit Shakespeare auskennt, der weiß:
Zwei Tyrannen können nicht lange auf demselben Terrain existieren.
🚨 Trump braucht totale Loyalität – Musk liebt Unabhängigkeit.
🚨 Trump sieht den Staat als Spielball – Musk sieht den Staat als Hindernis.
🚨 Trump setzt auf „America First“ – Musk ist Globalisierung in Reinform.
Der Konflikt ist programmiert. Sobald Musks Geschäftsinteressen mit Trumps Politik kollidieren, wird sich zeigen, wer wen zuerst opfert. Shakespeare zeigt uns: Wenn Tyrannen sich nicht an äußeren Feinden abarbeiten können, wenden sie sich früher oder später gegen ihre einstigen Verbündeten.
Drei Prognosen für die Zukunft
🔮 1. Der Billionärspakt zerbricht. Sobald Trump’s protektionistische Wirtschaftspolitik Musks globales Imperium bedroht, wird Musk beginnen, sich gegen Trump zu positionieren. Vielleicht nicht direkt – aber subtil über die Kontrolle der öffentlichen Meinung auf X.
🔮 2. Trump wird die absolute Kontrolle fordern – und Musk wird sich verweigern. Trump kann Loyalitätsbrüche nicht verzeihen. Sobald Musk sich von ihm distanziert oder eigene politische Ambitionen zeigt, wird er aus dem inneren Zirkel verbannt. Die Frage ist: Wer braucht wen mehr?
🔮 3. Musk könnte die politische Bühne betreten. Trotz verfassungsrechtlicher Hürden (nicht in den USA geboren) könnte Musk versuchen, seinen technologischen Einfluss in politische Macht zu verwandeln – und wenn nicht als Präsident, dann als Strippenzieher einer neuen Bewegung.
Was bleibt zu tun? Tragödien ohne Katharsis
Trump und Musk sind zwei Seiten derselben Medaille: der narzisstische Politiker und der psychopathische Unternehmer, deren Führungsstile sich gegenseitig verstärken – und am Ende zerstören werden. Doch das eigentliche Problem liegt nicht bei ihnen. Es liegt bei uns.
Wie Greenblatt in Der Tyrann analysiert, sind Tyrannen nie Einzelerscheinungen. Sie sind das Produkt einer Gesellschaft, die sie zulässt, einer Struktur, die sie ermöglicht, und eines Publikums, das ihnen applaudiert oder sie aus Angst gewähren lässt.
Die Frage ist also nicht nur, wie sie fallen werden – sondern wer bereit ist, ihnen dabei nachzuhelfen.

